Alexis Tsipras: Trauerrede zum Tode Castros in Havanna. Abschied von einem großen Revolutionär des zwanzigsten Jahrhunderts.
Brüder und Schwestern, tapferes Volk von Kuba!
Wie es sich gehört hier am Platz der Revolution, nehmen wir heute Abschied vom Kommandanten Fidel, dem großen Revolutionär des 20. Jahrhunderts.
Wir nehmen Abschied von einem weltweiten Symbol des Kampfes und des Widerstandes, das mit seinem Beispiel die Kämpfe der Völker in der ganzen Welt inspiriert hat.
Kämpfe für Unabhängigkeit, Freiheit, Gerechtigkeit und Würde.
Wir nehmen Abschied von Fidel dem Armen, dem Unterdrückten und dem Widerständler.
Eurer Fidel, unserer Fidel, der Fidel, der zu jeder Ecke der Welt gehört, der Fidel der Geschichte. Es ist für mich eine große Ehre an einem solchen historischen Moment teilzunehmen und das griechische Volk zu repräsentieren.
Ein Volk, das in einer von Euch sehr entfernten Ecke der Welt lebt, sich aber gleichzeitig so nah an den Werten und Idealen von Euch befindet, für die Ihr gekämpft habt und immer noch kämpft.
Denn wie das kubanische Volk so zögerte auch nicht das griechische Volk sich in kritischen Momenten der Geschichte zu erheben, um gegen mächtige Gegner für seine Freiheit und Unabhängigkeit, für seine Würde und seine Rechte zu kämpfen.
Freiheit oder Tod war die Parole der griechischen Revolution von 1821. Patria o muerte (Vaterland oder Tod) die Parole der kubanischen Revolution von 1959.
Auf den Spuren von Simon Bolivar und Jose Marti, zusammen mit Che verwandelte Fidel Kuba von einer der vielen Diktaturen zu einem Symbol des Widerstandes und der Würde.
Und hinterlässt ein wertvolles Erbe für das kubanische Volk, im Bereich der Bildung, der Gesundheit, der Wissenschaften und der Kultur sowie die Ausrottung des Analphabetismus.
Er hinterlässt aber auch ein wertvolles Erbe für alle Völker.
Weil er politische und gesellschaftliche Veränderungen in Lateinamerika inspiriert hat. Er legte weiter den Grundstein für eine neue dynamische Epoche der regionalen Integration und der friedlichen Koexistenz und Kooperation von Kuba mit dem Westen.
Fidel’s Kuba hat uns beigebracht, dass der Weg zum Sozialismus nicht mit Blumen bestreut ist. Er hat Schwierigkeiten, Niederlagen, Höhen und Tiefen.
Wir lernten von seinen Errungenschaften aber auch von seinen Schwächen.
Er brachte uns bei, dass der Kampf für soziale Veränderungen ein ständiger Kampf ist und dass er große Opfer fordert, die Ihr tapfer in den schwierigen Jahren des Embargos brachtet; ein Embargo, das als dauerhafte Erpressung und Strafe für Euer Land verhängt wurde.
Es mag sein, dass wir in Europa nicht ganz vorstellen können, wie schwierig Ihr es hattet. Wir haben aber unsere eigenen Unterdrücker und das ist die unmenschliche Logik der Marktkräfte und des Neoliberalismus.
Wir kämpfen auch im fernen Griechenland für Gerechtigkeit und Würde.
In diesem Kampf begleitet uns das Beispiel von Fidel und es wird uns immer begleiten.
In unseren Siegen und Niederlagen, in unseren Errungenschaften und Kompromissen.
Fidel starb, aber er wird immer dabei sein:
in den kleinen und großen Kämpfen der Völkergemeinschaft,
im Feuer des Widerstandes der Unterdrückten, die für Ihre Würde kämpfen,
in der Kraft derer, die mit Leidenschaft gegen das Unmögliche kämpfen, damit sie aufhören, das Undenkbare zu leben. Dadurch drehen sie das Rad der Geschichte vorwärts.
Auf Wiedersehen, Comandante Fidel! Hasta la victoria siempre! [Immer bis zum Sieg]
Quelle: ERT 1
Übersetzung ins Deutsche: Kostas Lariseos